Ob "Mehrung des guten Stutenmaterials", "Anleitung zur richtigen Pflege und
Behandlung junger Pferde" oder "Vermittlung von Kauf und Verkauf guter, im Besitz
von Vereinsmitgliedern befindlicher Pferde" - "vieles von dem, was sich unsere
Vorväter in die Statuten geschrieben haben, gilt heute noch", sagt Siegfried
Weippert. Der Landwirt und Pferdezüchter aus Pfedelbach-Oberohrn ist Vorsitzender
des Fränkischen Pferdezuchtvereins Öhringen, der seit 125 Jahren die Pferdezucht
im Hohenloher Raum begleitet und fördert. Und dabei einhergehend mit der Rolle
des Pferdes im gesellschaftlichen Wandel Höhen und Tiefen erlebt hat.

Es war der 13. Februar 1887, als weitblickende Pferdezüchter den Fränkischen
Pferdezuchtverein in Waldenburg gründeten. Zum ersten Vorstand wurde der
fürstliche Hofdomänendirektor Vötter aus Waldenburg gewählt, den engeren
Ausschuss bildeten vorrangig Gutsbesitzer, aber auch ein Kaufmann,
Oberamtspfleger, Oberamts-Tierarzt und Posthalter waren darunter. Noch im
gleichen Jahr wurde die Weide bei Waldenburg-Obermühle für die Aufzucht von
Fohlen der Vereinsmitglieder eingerichtet. Schon 37 Fohlen - je zur Hälfte Warmund
Kaltblüter - tummelten sich hier im Gründungsjahr. Denn "Licht, Luft und
Bewegung" zählen seit jeher zu den wichtigsten Kriterien für eine erfolgreiche
Aufzucht.
Die Frage, welchen Rassen man bei der Zucht den Vorrang geben sollte, führte 1916
zur Spaltung des Vereins und zur Neugründung des "Hohenloher
Kaltblutzuchtvereins Hall". Denn letztendlich richtet sich die Zucht bis heute immer
nach dem Verwendungszweck der Pferde aus. Waren die Kaltblüter zur Arbeit in der
Landwirtschaft sehr gefragt, erlebten die Warmblüter nach dem Ersten Weltkrieg eine
Absatzflaute. Dies änderte sich erst Mitte der 1930er Jahre, als für die Wehrmacht
Reit- und Zugpferde gebraucht wurden. Schwierig waren die Zeiten für die
Pferdezucht in den 50er und 60er Jahren, als die Pferde von technischem Wandel
und Motorisierung verdrängt wurden. In der Landwirtschaft wurden sie nicht mehr
gebraucht. Immer weniger Pferde wurden gezüchtet. Da es nicht mehr genügend
Fohlen zur Aufzucht gab, verpachtete der Pferdezuchtverein seine Weide bei
Obermühle an einen Landwirt für die Rinderzucht.
Ab den 1970er Jahren fand das Pferd dann zunehmend seine Bestimmung in Sport
und Freizeit. Der Pferdezuchtverein hielt mit dieser 'Entwicklung Schritt. Schon
immer hatte er eng mit dem Haupt- und Landgestüt in Marbach zusammengewirkt
und sich um den Erhalt der Beschälplatte in Öhringen bemüht. Bei der Auswahl der
Zuchthengste für die Deckstation wird der Verein gehört. Mit Deckgutscheinen für
seine Züchter unterstützt er die Nutzung der Marbacher Hengste. Auch der laufende
Betrieb der Deck- und Servicestation, die seit 2004 auf dem Reiterhof Benner in
Verrenberg beheimatet ist, steht in der Trägerschaft des Vereins.
Längst sind es nicht mehr nur Landwirte und Züchter, die zu den im Jubiläumsjahr
158 Mitgliedern des Vereins zählen. Noch rund ein Drittel sind aktive Züchter, das
Gros sind Pferdebesitzer und Pferdefreunde, die die Zucht ideell unterstützen und
die Angebote des Vereins nutzen. Vorsitzender Weippert:"Es ist ein Verein für
Menschen, die sich fürs Pferd interessieren."

Angebot

So gibt es Fachvorträge zu Themen rund um Pferdezucht und -haltung, es werden
Lehrgänge, Busfahrten und Veranstaltungen wie Freispringwettbewerb und
Hengstschau organisiert. Bei Lehrfahrten ins In- und Ausland blicken die Hohenloher
alle zwei Jahre in andere Zuchtgebiete. Alljährlich stellt der Verein das Gros der
Richter bei der Prämierung auf dem Öhringer Pferdemarkt. Großes Augenmerk wird
mit einem auf Kinder und Jugendliche ausgerichteten Angebot auf die Förderung des
züchterischen Nachwuchses gelegt. Und nicht zuletzt unterstützt der Verein seine
Mitglieder bei der Vermarktung ihrer Pferde. Neben Verkaufsschauen ganz modern
auf eine Weise, die sich die Gründungsväter 1887 nicht vorstellen konnten: Im
Internet mit einer Homepage.